ARBEITSRECHT
Kündigung wegen Geschäftsaufgabe erfolgreich angreifen
Wenn Ihr Arbeitgeber sein Geschäft aufgibt, steht Ihnen wahrscheinlich die Kündigung des Arbeitsvertrags bevor. In dem folgenden Beitrag zeigen wir Ihnen auf, ob Sie die Kündigung abwenden oder mit einer Abfindung rechnen können.
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1. Ist eine Kündigung wegen Geschäftsaufgabe möglich?
Dem Arbeitgeber steht grundsätzlich das Recht zu, Mitarbeiter aus wirtschaftlichen Gründen zu kündigen. Das kann im Rahmen einer Geschäftsaufgabe der Fall sein.
- Erfolgt die Geschäftsaufgabe „etappenweise“, muss der Arbeitgeber die Arbeitnehmer gemäß der sogenannten „Sozialauswahl“ kündigen. D.h. er muss stufenweise nach wirtschaftlichen und sozialen Kriterien diejenigen Arbeitnehmer zuerst kündigen, die hiervon sozial am geringsten betroffen sind. Davon profitieren insbesondere mittelalte, langjährige Mitarbeiter und Arbeitnehmer mit unterhaltsberechtigten Kindern.
- Bei einer nur vorübergehenden Schließung ist eine betriebsbedingte Kündigung in der Regel nicht gerechtfertigt. Der Beschäftigungsbedarf muss dauerhaft entfallen.
- Auch der Zeitpunkt für die Kündigung ist entscheidend. Ist die Geschäftsaufgabe erst in Planung, steht dem Arbeitgeber die betriebsbedingte Kündigung in der Regel noch nicht zu.
- Sollten in verbleibenden Teilen des Unternehmens Arbeitsplätze frei sein, für die Sie geeignet sind, muss der Arbeitgeber Ihnen diese Stellen grundsätzlich anbieten.
- Bei einer Massenentlassung kommen zahlreiche weitere Fallstricke für den Arbeitgeber hinzu.
2. Kündigung wegen Geschäftsaufgabe im Kleinbetrieb
- Dem Arbeitgeber steht es zu, Mitarbeiter auch ohne Kündigungsgrund zu entlassen.
- Die Pflicht zur Sozialauswahl entfällt.
3. Kündigung wegen Geschäftsaufgabe trotz Elternzeit?
4. Ist eine fristlose Kündigung wegen Geschäftsaufgabe möglich?
Nein! Eine Geschäftsaufgabe gilt nicht als Grund für außerordentliche Kündigungen. Eine solche fristlose Kündigung ohne ausreichenden Grund können Sie vor Gericht angreifen.
Der Arbeitgeber darf Sie allenfalls unter Berücksichtigung der Kündigungsfrist entlassen. Diese entnehmen Sie Ihrem Arbeits- oder Tarifvertrag und nachrangig § 622 BGB.
5. Abfindung nach einer Kündigung wegen Geschäftsaufgabe
Die Zahlung einer Abfindung bietet dem Arbeitgeber nämlich die Möglichkeit, drohende Kündigungsschutzklagen zu vermeiden. Deshalb bietet er oft eine entsprechende Zahlung an. Im Rahmen der Vereinbarung verlangt er Ihnen im Gegenzug ab, dass Sie auf Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit der Kündigung verzichten. Sie sehen also von einer Klage ab oder lassen eine bereits erhobene Klage fallen. So entscheiden Sie sich für die Abfindung und gegen eine Weiterbeschäftigung im Unternehmen.
Die Höhe der Abfindung hängt vom Verhandlungsgeschick Ihres Fachanwalts für Arbeitsrecht ab. Ausschlaggebend sind unter anderem diese Faktoren:
- Dauer der Betriebszugehörigkeit
- Einkommen
- Lebensalter
- Vorliegen einer Behinderung oder ähnlicher Einschränkungen
- Bestehen von Unterhaltsverpflichtungen
Eine Abfindung nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit und einem Bruttogehalt von 5.000 € würde demnach also 50.000 € betragen. Oft sind auch höhere Beträge möglich. Die Abfindung in einem Kleinbetrieb mit zehn oder weniger Mitarbeitern wird hingegen geringer ausfallen.
6. Welche Rolle hat der Betriebsrat bei einer Geschäftsaufgabe?
- Zuerst muss der Arbeitgeber den Betriebsrat „rechtzeitig und umfassend“ über die geplante Schließung informieren.
- Danach muss der Arbeitgeber mit dem Betriebsrat über die Geschäftsaufgabe beraten.
- Wird der Betrieb überhaupt geschlossen (Frage des „Ob“)?
- Wann wird der Betrieb geschlossen (Frage des „Wann“)?
- In welchem Umfang wird der Betrieb geschlossen (Frage des „Wieviel“)?
- Abfindungen (oftmals der wichtigste Punkt)
- Unterstützung bei der Arbeitssuche (z.B. Bezahlung von Fortbildungen durch den Arbeitgeber)
- Aufstockung des Arbeitslosengelds durch den Arbeitgeber
7. Fazit
- Nach einer Geschäftsaufgabe drohen Kündigungen. Allerdings muss der Arbeitgeber rechtliche Voraussetzungen wie die Sozialauswahl und den richtigen Zeitpunkt der Kündigung beachten.
- Viele Kündigungen sind deshalb fehlerhaft.
- In Kleinbetrieben gilt kein allgemeiner Kündigungsschutz. Dies berechtigt allerdings nicht zu willkürlichen Entlassungen.
- Auch in Elternzeit ist eine Kündigung wegen Geschäftsaufgabe möglich, wobei jedoch erhöhte Anforderungen zu beachten sind.
- Die Geschäftsaufgabe berechtigt nicht zu außerordentlichen Kündigungen. Eine fristlose Kündigung wegen Geschäftsaufgabe ist daher unzulässig.
- Gesetzlich sind Arbeitgeber nicht zur Zahlung einer Abfindung verpflichtet. Zumeist ergibt sich eine solche Verpflichtung allerdings aus dem Sozialplan oder einer individuellen Vereinbarung.
- Der Betriebsrat ist an der Geschäftsaufgabe umfangreich zu beteiligen. Das Gremium wird insbesondere auf die Vereinbarung einer Abfindung für die Arbeitnehmer hinwirken.